Du willst mehr über nachhaltige Textilien und umweltfreundliche Stoffe für Kleidung wissen? Dann bist du hier genau richtig! Die Fast Fashion Industrie mit neuen Trends im Wochentakt hat eine ganze Reihe von ökologischen, gesundheitlichen und sozialen Problemen verursacht. Für den amerikanischen Markt werden mittlerweile 97 Prozent aller Kleidungsstücke in Billiglohnländern wie Kambodscha oder Bangladesch produziert.₁ Länder, in denen Menschen für 2,70 Euro am Tag in dunklen Fabrikhallen schuften müssen. Daneben sorgt auch der intensive Anbau des Materials oft für Probleme.
Die Slow Fashion ist das entschleunigende Gegenstück dazu, um den Modekonsum auf das Nötigste zu beschränken. Doch ganz ohne Textilien geht es natürlich nicht! In diesem Artikel erhältst du deshalb wertvolle Informationen über die Nachhaltigkeit bestimmter Stoffe, die wir für unsere Textilien nutzen.
Ökologische Vorteile und Nachteile bestimmter Textilien
Hier möchte ich jetzt mit dir einen Blick auf typische Textilien werfen, die für Kleidungsstücke wie T-Shirts, Kleider oder Hosen aber natürlich auch andere Alltagsgegenstände wie Servietten oder Taschentücher aus Stoff verwendet werden.
Baumwolle
In der Europäischen Union ist Baumwolle das beliebteste Material für Kleidungsstücke. Etwa 43 Prozent aller Textilfasern für Kleidung bestehen daraus.₂ Dazu zählen beispielsweise auch Jeans-Hosen und -Hemden, für die dem Baumwollstoff zusätzlich noch strapazierfähiges Material, wie zum Beispiel Elasthan hinzugefügt wird.
Vorteile: Baumwolle macht Textilien weich und atmungsaktiv. Zudem sind Baumwoll-Textilien auch für Menschen mit empfindlicher Haut geeignet – und sie lassen sich bequem in der Maschine waschen. Textil- und Bekleidungs-Produkte aus Baumwolle sind außerdem zu einhundert Prozent recycelbar.
Nachteile: Baumwolle schrumpft bei der Wäsche und knittert leicht. Aus ökologischer Sicht sind die Nachteile enorm. Konventionelle Baumwolle zählt aus den folgenden Gründen eher nicht zu den nachhaltigen Textilien:
- Wasserintensiver Anbau: für 1 Kilogramm Baumwolle etwa 11.000 Liter Wasser.₃
- Giftiger Anbau: etwa 25 Prozent der weltweit verfügbaren Menge an Insektiziden wird für Baumwollanbau genutzt.₄ Das eingesetzte Gift wiederum, beschleunigt das Artensterben enorm.
- Rückstände: wir können das Gift nicht sehen, doch es kann unter Umständen über unsere Kleidungsstücken in unsere Körper gelangen.
Tipp: Bio-Baumwolle ist eine nachhaltige Alternative, da der Pestizid-Einsatz beim Anbau auf ein Minimum reduziert wird. Du erkennst sie an den an der Kleidung befindlichen Öko-Labels.
Leder
Konventionelles Leder besteht aus Tierhaut und ist häufig – aber nicht immer – ein „Nebenprodukt“ der Fleischindustrie.
Vorteile: Leder ist ein sehr reißfestes, langlebiges und zeitloses Material. Haptik und Optik sind sehr ansprechend.
Nachteile: Produkte aus Leder sind bei tieferen Kratzern nur schwer zu reparieren. Aus ethischer und ökologischer Sicht ist konventionelles Leder allerdings extrem kritisch zu betrachten. Zum einen, weil Tiere für das Material ausgebeutet werden. Zum anderen, weil die Tierhaut in umweltbelastenden Bearbeitungsprozessen davor bewahrt werden muss, nicht zu verrotten. Dazu zählen beispielsweise Konservierungsstoffe beim Transport, die chemische Gerbung, die Beschichtung, der hohe Wasserverbrauch, sowie die hohen Abwassermengen.
Tipp: Im Artikel Ist Leder nachhaltig? erfährst du mehr über die Umweltschäden durch die Lederproduktion. Außerdem zeige ich dir, welche natürlichen Leder-Alternativen es gibt, um die Umwelt zu schonen.
Wolle
Jeder weiß, dass Wolle von Tieren – in den meisten Fällen von Schafen – stammt. Wir nutzen sie beispielsweise für Mützen oder Handschuhe.
Vorteile: Wolle knittert kaum und zählt zu den eher langlebigen und robusten Textilien. Und anstatt Kleidungsstücke aus Wolle zu Waschen, reicht in den meisten Fällen das Auslüften aus. Die Färbung ist relativ simpel und gestaltet sich daher umweltverträglich.
Nachteile: Wir wissen, dass Wolle recht kratzig sein kann und spezielle Pflege benötigt. Da Wolle ein Körperteil eines Tieres ist, handelt sich dabei im Regelfall nicht um ein nachhaltiges Produkt. Das betrifft sowohl die Ökologie, als auch die Tierethik. Schließlich muss das Tier nur für unseren Bedarf an Wolle großgezogen und unter groben Schurprozessen geschoren werden.
Tipp: Auch hier ist die biologische Variante natürlich die wesentlich tier- und umweltfreundlichere Alternative. Am besten bevorzugst du aber Second-Hand Ware, um deinem Wunsch nach Kleidungsstücken aus Wolle nachzukommen ohne unnötigen Schaden anzurichten.
Viskose
Viskose werden chemisch behandelte Fasern aus regenerierter Cellulose bezeichnet, die industriell ersponnen werden.
Vorteile: Die Naturfasern machen unsere Kleidungsstücke sehr weich. Zudem laden sie sich nicht elektrisch auf.
Nachteile: Viskose zählt eher nicht zu den nachhaltigen Textilien, da es zur Abholzung der Wälder beiträgt und das Holz unter Einsatz von chemischen Giften aufwendig verarbeitet werden muss. Zudem ist das Material nicht besonders robust und damit auch nicht sehr langlebig.
Seide
Aus dem schützenden Kokon der Seidenspinnerraupe werden Kleidungsstücke aus Seide hergestellt.
Vorteile: Kleidungsstücke aus Seide haben einen optisch ansprechenden, natürlichen Glanz und knittern nicht. Seide kann sowohl vor Hitze, als auch vor Kälte schützen. Das Material ist zudem biologisch abbaubar.
Nachteile: Aus ethisch-ökologischer Sicht ist die Seidenproduktion extrem bedenklich. Die Raupen wurden hochgezüchtet und noch in ihrer Puppenphase in kochendem Wasser getötet, da sie sonst den endlosen Seidenfaden zerbeißen und die Textil-Qualität mindern würden.₅ Das Material an sich ist zudem nur sehr schwer zu reinigen und kann schnell reißen.
Hinweis: Seide zählt also an sich nicht zu den nachhaltigen Textilien. Immerhin gibt es aber Seidenarten, bei denen Raupen vorher aus ihrem Kokon schlüpfen dürfen. (z.B. Peace-Seide oder Ahimsa-Seide)
Tipp: Als tierfreundlichere Alternativen für die zarte Seide gelten neben einigen Kunstfasern (z.B. Nylon) beispielsweise auch Agavefasern.
Leinen
Zu den altbewährten, nachhaltigen Textilien zählt definitiv der Stoff, der aus der Leinpflanze gewonnen wird.
Vorteile: Leinen ist ein sehr robustes und kühlendes Material, dass sich auf der Haut sehr angenehm anfühlt. Aus ökologischer Sicht ist der Anbau mit relativ geringem Wasserverbrauch und minimalem Pestizideinsatz möglich.
Nachteile: Beim Bleiche- und Färbeprozess kommen leider häufig Giftstoffe zum Einsatz. Das Material an sich ist relativ pflegeaufwendig.
Tipp: Auch hier solltest du zur Sicherheit wieder zertifiziertes Bio-Leinen bevorzugen, um die Umwelt zu schonen.
Hanf
Auch Hanf ist eine Naturfaser, die biologisch abbaubar ist und nicht nur deshalb zu den nachhaltigsten Textilien zählt.
Vorteile: Hanf kann Kleidung sehr atmungsaktiv, stabil und damit auch sehr langlebig machen. Der Anbau von Hanf ist sehr ertragreich und sehr ressourcenschonend möglich. Gleichzeitig schont er den Nährstoffgehalt im Ackerboden.
Nachteile: Aus ökologischer Sicht haben Hanffasern im Grunde keine Nachteile. Das Material an sich mag Kleidungsstücke etwas rauer und leicht knittrig machen – aber das ist alles.
Tipp: Aus Hanf lässt sich auch das wertvolle Cannabidiol gewinnen. Ich habe dir noch einen separaten Beitrag über die unterschiedlichsten Anwendungsgebiete von CBD geschrieben. Schau gerne Mal rein.
Recycelte, künstliche Textilien aus Kreislaufwirtschaft
Das Video zeigt schon eindrucksvoll, dass man als Hersteller oder Anbieter von Textilien möglichst recycling-fähiges Material und auch keine Gemische aus unterschiedlichen Kunstfasern bevorzugen sollte. Denn sobald man diese Fasern miteinander vermischt, werden sie zu Sondermüll, der nur noch verbrannt oder deponiert aber nicht wiederverwertet werden kann.
Die folgenden Kunstfasern werden besonders häufig bevorzugt:
- Elastan: Konventionelle Kleidungsstücke aus Elastan können durchaus sehr langlebig sein. Allerdings müssen sie unter hohem Chemikalieneinsatz und damit umweltbelastend hergestellt werden.
- Polyester: Der Recycling-Prozess ist relativ energieintensiv. In der Waschmaschine oder beim Schwimmen mit Kleidung im Meer lösen sich kleine Fasern aus Mikroplastik ab. Mikroplastik im Meer zählt zu den größten aber auch unterschätztesten Umweltproblemen unserer Zeit.
- Fleece: Beispielsweise ist eine Fleece-Jacke sehr langlebig und widerstandsfähig. Doch auch wenn dieser Stoff recycling-fähig ist – was die Absonderung von Mikroplastik angeht, ist er extrem umweltbelastend.
- Nylon: Nylon-Fasern sind zwar sehr stabil und waschbar, doch auch sie sondern Mikroplastik ab. Kleidungsstücke aus Nylon werden zudem extrem energieaufwendig und umweltbelastend produziert.
- Acryl: Dieser Stoff ist eine vegane Alternativ für Wolle. Es handelt sich aber auch um eine Kunstfaser, die Mikroplastik absondern. Zudem ist sie nicht recyclingfähig und muss aufwendig produziert werden.
Keiner dieser Stoffe ist biologisch abbaubar. Kreislaufwirtschaft sollte daher eigentlich eine normale, gewöhnliche Sache sein, um diese Textilien möglichst nachhaltig nutzen zu können. Doch wenn man ihr nachgeht, wird das heute noch eher als etwas Ungewöhnliches betrachtet. Deshalb hat man heute als Unternehmer große Chancen, gegenüber der Konkurrenz hervorzustechen, indem man die eigenen Produkte, wie zum Beispiel eben Kleidungsstücke, im Sinne der Kreislaufwirtschaft anbietet.
Tipp: Über nachhaltige Recycling-Mode habe ich dir auch noch einen separaten Beitrag geschrieben. Schau gerne Mal rein.
Nachhaltige Textilien für den Schutz der Umwelt
Ob als Anbieter oder Käufer von Textilwaren: achte nach Möglichkeit immer darauf, dass es sich um Fairtrade- und biozertifizierte Ware handelt. Als Händler profitierst du von der erhöhten Aufmerksamkeit für nachhaltige Produkte. Und als Konsument bevorzugst du am Besten Second-Hand-Ware. Sie haben ihr staubiges Image mittlerweile abgelegt haben, da sich ein enormer Impact für Umwelt und Tierwohl erzielen und gleichzeitig noch durch Nachhaltigkeit Geld sparen lässt.
Hast du Fragen, Tipps oder Anregungen zu diesem Beitrag über nachhaltige Textilien? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar.
Bleib‘ nachhaltig,
PS: Im Mode Blog von CareElite erfährst du noch viel mehr! Schaue dir zum Beispiel meinen Beitrag über nachhaltige Mode an. Viel Spaß!
Quellenangaben:
₁ Fashion United: Trumps Wirtschaftspläne: Gewinner und Verlierer der Modebranche (Stand: 04.01.2017), abrufbar unter https://t1p.de/q4po. [18.08.2020].
₂ European Union (2019): Environmental impact of the textile and clothing industry, abrufbar unter https://t1p.de/i0vj. [18.08.2020].
₃ Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e.V.: Baumwolle, abrufbar unter http://virtuelles-wasser.de/baumwolle.html. [18.08.2020].
₄ Die VERBRAUCHER INITIATIVE e.V.: Der Einsatz von Pestiziden, abrufbar unter https://t1p.de/qvud. [18.08.2020].
₅ PETA Deutschland e.V.: Seide – Raupen werden im Kokon lebendig gekocht (Stand: Mai 2018), abrufbar unter https://www.peta.de/seide. [18.08.2020].
Für einen Geburtstag möchten wir eine individuelle Decke anfertigen lassen. Jetzt ist für uns die Frage, ob Baumwolle gut geeignet ist. Gut zu wissen, dass es sich gut waschen lässt und gleichzeitig für empfindliche Haut geeignet ist. Das macht die Entscheidung leichter, danke!
Mir war gar nicht bewusst, dass Hanf auch für die Produktion von Kleidung verwendet wird und dass es aus ökologischer Sicht keine Nachteile hat. Zurzeit befasse ich mich viel mit den verwendeten Stoffen in Kleidungen und wie die Herstellung sich auf die Umwelt auswirkt. Da ich generell ein viel größerer Fan von Second Hand-Mode bin, werde ich mich mal an einen guten Ansprechpartner für Second Hand-Kleidung wenden.
Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.