Was sind psychologische Gründe für Tierquälerei? Ob in der Massentierhaltung, in der Kleidungsproduktion oder einfach nur in den privaten Haushalten. Die Misshandlung von Tieren ist ein massives Problem in unserer Gesellschaft, das viel tiefgründiger ist, als man zunächst annehmen mag. Um Tierleid zu bekämpfen, ist es deshalb unglaublich wichtig, sich mit den Gründen für Tierquälerei zu befassen.
In diesem Artikel lernst du deshalb die psychologischen Ursachen kennen, die Täter dazu veranlassen Tiere zu quälen. Außerdem zeige ich dir, inwiefern wir alle alltäglich Tierquälerei bekämpfen können.
Hier ist noch ein kurzes Inhaltsverzeichnis:
10 Gründe für Tierquälerei durch Menschen
Der Zusammenhang zwischen Tierquälerei, Missbrauch und (häuslicher) Gewalt ist der Rechtsprechung mittlerweile bekannt und einige Staaten haben sogenannte Cross-Reporting Gesetze verabschiedet, um die Ursachen frühzeitig zu erkennen und zu bekämpfen. Laut diesen Gesetzen sind Humanärzte und Tierärzte dazu verpflichtet, möglichen Missbrauch von Menschen oder Tieren zu melden, die Meldung geht dann gleichzeitig auch an das Sozialamt raus.
Im Folgenden werden stelle ich dir jetzt die typischen, psychologischen Gründe für Tierquälerei vor.
1. Monetärer Antrieb
Massentierhaltung und dessen Grausamkeit ist wohl jedem ein Begriff. Im Zuge wirtschaftlicher Interessen werden Tiere auf engstem Raum zusammengepfercht und vegetieren in ihrem eigenen Kot vor sich hin. Das Unternehmen möchte dabei Profit machen, der unmittelbare Mitarbeiter handelt in der Regel nach Anweisung. Häufig ist ihm gar nicht bewusst, dass die Tiere gequält werden und er nimmt dies als natürlichen Teil des Jobs hin, für den er bezahlt wird.
Es ist eine traurige Tatsache, dass Tiere im Zuge der Herstellung von Produkten in Ernährungs-, Kleidungs-, und Unterhaltungsindustrie misshandelt werden. Zum Glück erkennen immer mehr Menschen das Unrecht, das dort passiert.
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2. Persönliche Vergeltung
Insbesondere bei impulsiven Menschen ist der Grund für Tierquälerei häufig die persönliche Vergeltung an einer anderen Person, beispielsweise der Ex-Freundin oder der Eltern. Ein häufiges Muster ist dabei, dass sich der Täter machtlos gegenüber der eigentlichen Person fühlt, und diese aufgestauten Aggressionen dann an dem Tier ausgelassen werden.
3. Sexuelle Persönlichkeitsstörung
Manche Menschen werden durch das Quälen von Tieren sexuell erregt und missbrauchen die Tiere dann auch. In der Psychologie ist dieser Begriff als Zoophilie definiert, umgangssprachlich wird auch häufig von Sodomie gesprochen. Es gibt immer wieder Menschen, die behaupten, in einer Partnerschaft mit dem Tier zu leben und damit den Missbrauch rechtfertigen, da der Sex angeblich einvernehmlich sei. Dies ist jedoch niemals der Fall. Tiere sind den Menschen während des Sexualaktes komplett ausgeliefert. Sie können sich nicht wehren, ohne dass es Konsequenzen für sie haben könnte. Lange befand sich Zoophilie in einer rechtlichen Grauzone, erst seit der Änderung des Tierschutzgesetzes 2013 ist Zoophilie eindeutig illegal.
4. Vernachlässigung von Haustieren
Strafverfolgungsbeamte, die auf Fälle der Vernachlässigung von Tieren reagieren, finden häufig verschiedene Formen missbräuchlichen Verhaltens, wie z.B. die Vernachlässigung von Kindern oder älteren Menschen im selben Haushalt. Dies gilt insbesondere für das sogenannte “Horten” (engl. hoarding) von Tieren, bei denen eine Person viel mehr Tiere aufnimmt, als gepflegt werden können, und für das Leiden der Tiere und Menschen blind wird. Insbesondere das Horten von Katzen ist hierfür ein häufiges Beispiel.
5. Sadistische Persönlichkeitsneigung
Warum misshandeln Menschen Tiere? Die Tierquälerei muss nicht immer eine psychologische Ursache in der Kindheit haben, die Neigung zu Sadismus kann auch einfach genetisch veranlagt sein. Dies ist auch dementsprechend schwer zu behandeln, Menschen mit einer stark sadistischen Persönlichkeitsneigung ist es meist unmöglich, diese langfristig zu kontrollieren, hier hilft häufig nur der Strafvollzug.
6. Tierversuche
Im Namen der Wissenschaft werden Tiere absichtlich mit Krankheiten infiziert, massivem psychischem Stress ausgesetzt, verstümmelt, verstrahlt, verbrannt und getötet. Tierversuche werden meistens von Pharma- und Kosmetikonzernen durchgeführt, aber auch Universitäten und Forschungseinrichtungen experimentieren mit Tieren.
7. Kontrolle von anderen Menschen
Es wurden auch Fälle dokumentiert, in denen Gewalt an Tieren dazu verwendet wird, Frauen oder Kinder einzuschüchtern, zu etwas zu zwingen oder über häusliche Gewalt zu schweigen. Auch das ist immer wieder Mal einer von vielen Gründen für Tierquälerei in unserer Gesellschaft.
8. Tierphobie
Auch aus Angst quälen manche Menschen Tiere. Das kann daraus resultieren, dass in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Tieren gemacht wurden (z.B. wurde der Täter als Kind von einem Hund angefallen), es kann aber auch wie jede Phobie spontan auftreten oder mit bestimmten Prägungen aus der Kindheit verbunden sein.
9. Mangelnde erzieherische Fähigkeiten
Viele Menschen haben schlicht und einfach keine erzieherischen Fähigkeiten, wenn es um den Umgang mit Tieren geht. Tiere werden brutal geschlagen und getreten, umso schlimmer, wenn dies auch noch im Endeffekt zu Unterhaltungszwecken dient, wie z.B. im Zirkus.
10. Nervenkitzel
Bei manchen Fällen von Tierquälerei steht gar nicht das Tier direkt im Fokus, sondern es dient dem Täter nur zur Erzeugung von Nervenkitzel oder ist Teil einer Mutprobe. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn sich Täter nachts auf Bauernhöfe schleichen, um dort Pferde oder Kühe zu misshandeln.
Warum misshandeln Menschen Tiere? Fallen dir weitere Gründe für Tierquälerei ein? Dann hinterlasse gern einen Kommentar unter diesem Artikel.
Stand der Forschung: Das macht Menschen zu Tierquälern
Warum misshandeln Menschen Tiere? Die Forschung hat sich da stets weiterentwickelt. In den 1970er Jahren kam in der amerikanischen Kriminalforschung eine neue Methode zum Analysieren des Verhaltens von Tätern auf: Beim “Behavioural profiling” werden gezielt psychologische Akten erstellt, um Gemeinsamkeiten in den Verhaltensweisen der Täter zu finden. Aus dieser Methode entstand dann übrigens später die Psychotherapie, um psychologische Störungen und Anomalien zu behandeln.
Das FBI, Hauptentwickler der neuen Methode, entdeckte, dass es zwischen Mördern und Vergewaltigern eine auffällige Gemeinsamkeit gab: Die meisten hatten in ihrer Kindheit Tiere gequält. Für dieses Verhalten prägte man den Begriff “Intentional animal torture and cruelty”, kurz IATC. Man forschte weiter und fand heraus, dass etwa ein Drittel bis die Hälfte aller Sexualstraftäter in ihrer Kindheit oder im Jugend Tiere misshandelt hatten. Es gibt also einen signifikanten Zusammenhang. Doch warum hängt Tierquälerei in der Kindheit mit einer späteren Neigung zu Gewalt- und Sexualdelikten zusammen?
Wie viele anderen Formen der Gewalt wird Tierquälerei von Menschen begangen, die sich machtlos oder unbemerkt fühlen oder der Kontrolle durch andere ausgesetzt sind. Der Zusammenhang wurde in den letzten 25 Jahren durch die psychologische Forschung näher untersucht und man fand heraus, dass Tierquälerei in der Kindheit häufig mit dem Missbrauch, der Misshandlung oder der Vernachlässigung durch die Eltern zusammenhängt. Seitdem gilt Tierquälerei auch als eines der wichtigsten “Warnzeichen” im Bezug auf spätere Neigungen zu Gewalt und Misshandlung. In der Praxis ist Tierquälerei häufig ein Indikator für psychische Störungen, die bald nicht nur Tieren, sondern auch Menschen schaden können.
Wie lassen sich die psychologischen Gründe für Tierquälerei bekämpfen?
Die psychologischen Gründe für Tierquälerei sind also vielfältig und auch wenn es schwer zu akzeptieren scheint: Menschen, die Tiere quälen, sind oftmals selbst Opfer ihrer Umstände. Entschuldigt das ihr Verhalten, oder ist es ein Grund, darüber hinwegzusehen? Auf keinen Fall!
Im Gegenteil: Um das Problem an der Wurzel zu packen, ist es wichtig, nicht nur wachsam gegenüber Tierquälerei an sich zu sein, sondern auch wachsam gegenüber dem Missbrauch und der Vernachlässigung von Kindern zu sein. Denn diese begünstigen Tierquälerei an sich und sind natürlich an sich schon unentschuldbare Verbrechen.
Familien oder Wohnverhältnisse, die im Verdacht dieser Verbrechen stehen, müssen ebenfalls beobachtet und im Zweifelsfall immer der Polizei oder dem Jugendamt gemeldet werden. Schmerzensschreie von Kindern aus der Nachbarwohnung, blaue Flecken an Armen und Körper, dies alles kann auch Kindeswohlgefährdung hindeuten.
Häufig ist man sich als Außenstehender unsicher, wie man sich am besten verhalten soll. Schließlich möchte man nur ungern in die Privatsphäre einer fremden Familie eingreifen. Hierfür bietet das Jugendamt auch unverbindliche, anonyme Beratungen, wie man in der entsprechenden Situation am besten vorgeht. Die Telefonnummer findest du, wenn du “Jugendamt + der Name deiner Stadt” in die nachhaltige Suchmaschine deiner Wahl eingibst. Es ist auf jeden Fall wichtig, dass du aktiv wirst und im Zweifel immer mit einem Experten sprichst!
Setze täglich ein Zeichen gegen Tierquälerei
Warum misshandeln Menschen Tiere? So vielschichtig unsere Psychologie auch sein mag, ist die Rechnung im Kampf gegen Tierquälerei relativ simpel: wenn es weniger Kinder gibt, die Missbrauch oder Vernachlässigung durch die Eltern ausgesetzt sind, werden infolge auch weniger Tiere gequält und misshandelt. Zudem hat jeder von uns durch das sein eigenes Konsumverhalten und offene Augen und Ohren Alltag Alltag täglich die Chance, Tieren zu helfen. Das kann der Verzicht auf Schweinefleisch oder Kuhmilch sein – und auch das melden von Tierquälerei beim zuständigen Veterinäramt.
Diese weiterführenden Artikel kann ich dir dazu empfehlen:
- Gründe für die pflanzliche Ernährung
- Vegetarier werden – So einfach geht's
- Start in die vegane Ernährung
Hast du Fragen zu den psychologischen Gründen für Tierquälerei? Dann schreibe mir gern einen Kommentar.
Beste Grüße,
PS: Im Tierschutz Blog findest du viele weitere Informationen rund um die Tierwelt. Erfahre zum Beispiel, wie du deinen Garten vogelfreundlich gestalten kannst.
Quellenangaben:
C. Hilscher: Tierquälerei, Tiermisshandlung (Psychologie), abrufbar unter https://t1p.de/llz7. [24.03.2020].
Mark D. Griffiths (2016): The Psychology of Animal Torture, abrufbar unter https://t1p.de/93dx. [30.03.2020].
E. Alleyne, University of Kent (2017): The Psychology of Animal Cruelty: An Introduction to the Special Issue, abrufbar unter https://t1p.de/qw1x. [30.03.2020].
PETA Deutschland e.V.: Sodomie, Zoophilie oder der sexuelle Missbrauch von Tieren (Stand: Mai 2019), abrufbar unter https://www.peta.de/sodomie-zoophilie. [30.03.2020].