Welche sinnvollen und vielversprechenden Alternativen für Plastik gibt es aus der Forschung? Diese Frage beschäftigt nicht nur Wissenschaftler, sondern zum Beispiel auch uns Konsumenten, Händler und natürlich Umweltschützer. Denn jeder, dessen Herz für Nachhaltigkeit schlägt, spürt beim Anblick der Plastikmassen in der Umwelt und den weiteren Folgen des Kunststoff zumindest einen kurzen Aussetzer seines EKG's. Zeit also, sich damit zu beschäftigen, welches Material Plastik langfristig ersetzen könnte.
In diesem Artikel erfährst du deshalb jetzt alles über die besten bereits bestehenden und auch zukünftigen Plastik Alternativen aus der Forschung.
Warum brauchen wir Plastik Alternativen aus der Forschung?
Bevor wir auf die sechs alternativen Materialien als Plastik-Ersatz zu sprechen kommen, müssen wir kurz noch begründen, weshalb sich überhaupt so viele Menschen nach einer sinnvollen Alternative sehnen.
Diese Gründe treiben uns dabei am Meisten an:
- Ewiges Material: Plastik ist nicht biologisch abbaubar und verrottet nicht. Jedes noch so kleine Stück Mikroplastik, dass jemals produziert wurde, ist noch irgendwo auf unserem Planeten. Während 1950 weltweit noch 1,5 Mio. Tonnen produziert wurden, waren es 2015 bereits 322 Mio. Tonnen.₁
- Begrenzter Rohstoff: Der Kunststoff besteht aus Erdöl bzw. Rohöl, einem limitiert zur Verfügung stehenden Rohstoff. Eine nachhaltige Alternative für Plastik aus erneuerbarem Material muss her.
- Giftiges Material: Wir schreien auch nach Plastik Alternativen aus der Forschung, weil herkömmliches Plastik giftig ist. Besonders unsere Kinder müssen vor Weichmachern geschützt werden, da sie die Entwicklung unserer Kinder stören. Zudem kommt Plastik auch in unsere Nahrungskette, da Fische Mikroplastik fressen und es dann wieder auf unserem Teller landet.
- Plastik tötet die Natur: Wir kreieren unnötige Plastikverpackungen und tausende, bequeme Einwegprodukte. Da wir nicht richtig mit dem Kunststoff umgehen, sterben jedes Jahr 135.000 Meeressäuger und 1 Mio. Seevögel₂ an den Folgen unseres Plastikmülls in der Umwelt. Durch die Müllstrudel im Meer überträgt Plastik zudem Krankheiten auf Kontinente, auf denen diese bisher nicht existierten.
Im Artikel über die Nachteile von Plastik, habe ich die Probleme durch den Kunststoff noch einmal ausführlicher erläutert. Wichtiger sind jetzt aber die Alternativen für Plastik, die uns die Wissenschaft bereitstellt.
Welche Plastik Alternativen aus der Forschung gibt es?
Nun wollen wir etwas genauer betrachten, welches Material denn überhaupt dazu in der Lage ist, Plastik sinnvoll zu ersetzen. Denn auch die Vorteile von Plastik wollen wir nicht verschweigen. Das geeignete Material muss nämlich ähnlich leicht, wärmedämmend, hitzebeständig, rein, flexibel und vor allem günstig aber auch natürlich und biologisch abbaubar sein.
Puh, gar nicht so einfach, oder? Die folgenden Plastik Alternativen stellt uns die Forschung aktuell in Aussicht.
1. Zuckerrohr als alternatives Material
Bereits heute werden viele Alternative Produkte aus Zuckerrohr angeboten. Diese reichen von der Plastiktüte bis zum Einweg-Teller. Hergestellt wird das Material aus den faserigen Überresten der Zuckerproduktion. Zuckerrohr wird gerne als Beispiel für das sogenannte Bioplastik verwendet, dass heutzutage noch viel Kritik ernten muss.₃
Auch wenn Plastik aus Zuckerrohr dabei hilft, CO2 einzusparen und auch eine simple Entsorgung ermöglicht, müssen Felder mit Zuckerrohr natürlich bewirtschaftet werden. Das verbraucht zum Beispiel Diesel. und auch Düngemittel, die wiederum eine Gefahr für das umliegende Ökosystem bedeuten können.
Diese von der Forschung bereitgestellte Alternative für Plastik ist also aktuell noch kein geeigneter Ersatz für herkömmlichen Kunststoff auf Erdöl-Basis.
2. Plastik aus Pilzen
Auch ein Pilz kann eine geeignete Alternative für Plastik aus der Forschung sein. Er nennt sich Mycelium (oder auch Myzel) und bezeichnet grundsätzlich die Gesamtheit aller fadenförmigen Zellen eines Pilzes. Je dichter die Fäden gelagert sind, desto klarer kann man sie auch mit bloßem Auge erkennen. Sie befinden sich übrigens in fast jedem Quadratzentimeter des Erdbodens und stellen ein sehr flexibles Material zur Verfügung. Daraus konnten Forscher zum Beispiel bereits Ziegelsteine oder Lampenschirme herstellen.₄
Für ihr Wachstum brauchen die Pilze lediglich Wasser und einen konstanten Vorrat an Kohlenstoff. Bei der Produktion erhält man zunächst eine Art feuchten Leim, der nach dem Trocknen zu einem stabilen und belastbarem Material wird.
Auch wenn Mycelium sich besonders gut als Verpackungsalternative für Plastik eignet, lässt sich daraus auch sehr gut nachhaltiges Leder produzieren, wie es z.B. MycoWorks bereits vormacht.
Randnotiz: Es gibt sogar einen Pilz, der Plastik auf Erdöl-Basis fressen kann. Pestalotiopsis microspora heißt er und wächst zum Beispiel im Regenwald Ecuadors.₅
3. Milchproteine aus der Forschung
US-Amerikanische Forscher haben eine Plastik Alternative aus Milchproteinen entwickelt, die leicht, biologisch abbaubar und sogar essbar ist. Für die Entwicklung wurde das Milch-Protein Casein verwendet, dass wesentlich dazu beiträgt, dass darin verpackte Lebensmittel länger haltbar werden. Grundsätzlich bietet das Milchprotein also schon einmal die Chance, die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.
Da die Verpackung auch essbar ist, entsteht zum Beispiel für die Aufbewahrung von Suppen ein weiterer Vorteil. Diese könnte einfach samt Inhalt in einen Topf geworfen und gekocht werden. Laut der Forschung ist der große Nachteil dieser Plastik Alternative allerdings, dass sie bei höheren Temperaturen nicht mehr ausreichend wasserabweisend wirkt. Es wird deshalb noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis man hier von einem echten, alternativen Material für Plastik aus Erdöl sprechen kann.₆
4. Biokunststoff aus Maisstärke
Grundsätzlich bezieht sich diese Alternative für Plastik auf die Verwendung von Stärke, wie zum Beispiel aus Mais oder auch Kartoffeln.
Bei der Herstellung solchen Biokunststoffs entsteht Polymilchsäure (PLA). Die pflanzliche Stärke wird durch den Prozess in ein Polymer umgewandelt, sodass ein Kunststoffprodukt wie beispielsweise eine Plastiktüte daraus entsteht. Optisch unterscheiden sich die Produkte kaum vom herkömmlichem Material, weshalb häufig eine Beschriftung wie „biocompostable“ darauf angebracht wird.₇
Zu den Vorteilen dieser Plastik Alternative aus der Forschung gehört zum Beispiel, dass keine toxischen Chemikalien beim Herstellungsprozess eingesetzt werden und dass diese sich dementsprechend auch nicht auf unsere Lebensmittel übertragen können. Auch Allergien sind ausgeschlossen, da das Allergen Profilen während der Herstellung verloren geht. Die Nachteile sind beispielsweise, dass Kunststoffe aus Maisstärke weniger hitzebeständig sind und sich auch nicht schnell genug zersetzen, um daraus bestehende Produkte einfach auf dem Kompost zu entsorgen.
5. Algen als Plastik Alternative
Ja, richtig gehört! Auch aus den Algen, die und beim Baden im Meer sonst eher etwas stören, kann man einen Kunststoff herstellen, der dem uns bekannten Plastik ähnelt. Das Material ist dann biologisch abbaubar und sogar essbar. Mit Hilfe der sogenannten Spherifikation wird eine Art natürliche Schale bzw. Wasserdichte Haut gebildet, durch die man Flüssigkeiten aufbewahren kann. Der Vorteil gegenüber herkömmlichen Plastikflaschen ist vor allem, dass keine giftigen Schadstoffe wie z.B. Mikroplastik in das Getränk übergehen können. Die Algen haben zudem eine kurze und hohe Wachstumsrate und sind auch bei der Kultivierung relativ anspruchslos.₈
Das Britische StartUp Ohoo soll diese Art der Verpackung erfunden haben. Auch die Deutsche Fastfood-Kette Nordsee arbeitet gemeinsam mit Forschern intensiv an einer algenbasierten Alternative für Plastik.
Sollte die Forschung eine nachhaltige Plastik-Alternative aus Algen serienreif und vor allem essbar produzieren können, wäre das ein wichtiger Schritt. Denn dann müsste man die Algen nicht aufwendig recyceln bzw. nicht bei geringen technischen Mitteln verbrennen.
6. Plastik aus Hanf
Hanf könnte tatsächlich eine vielbedeutende Alternative für Plastik sein. Die Forschung ist hier bereits sehr weit. Von Stränge der Pflanze erntfernt man die Hanffasern und übrig bleiben etwa 77% Zellulose, aus denen bereits heute Plastik hergestellt wird.
Das entstehende Material sieht aus wie gewöhnlicher Kunststoff und ist auch sehr leicht. Der große Vorteil ist natürlich, dass Plastik aus Hanf biologisch abbaubar ist. Die Pflanze wächst sehr schnell und bindet zudem CO2 und hilft damit gleichzeitig, den Klimawandel zu stoppen.
Der Anbau von industriellem Hanf ist aber in vielen teilen der Welt noch verboten, weshalb es bisher auch sehr wenige Produkte und Alternativen mit Plastik aus Hanf gibt.
7. Plastik von Schalentieren
Das Wichtigste bei dieser möglichen Plastik Alternative aus der Forschung vorweg: ich spreche mich nicht dafür aus, sondern stelle nur mögliche Alternativen vor. Kunststoff aus den Schalen von Krebstieren spricht natürlich grundsätzlich gegen einen nachhaltigen, veganen Lebensstil.
Für diese Plastik Alternative werden kleinste Menge von Chitin aus den Krebsschalen mit Zellulose von Bäumen und einer Folie aus Milchsäure-Kunststoff kombiniert. Forscher haben bereits eine Frischhaltefolie daraus hergestellt, die zum Beispiel Lebensmittel länger haltbar machen könnten, als übliche Frischhaltefolie. (siehe diesen Artikel der Welt)
Laut Forschern kann man Chitin als Abfallstoff aus der Schalentierindustrie gewinnen. Die Plastik Alternative wäre dann in jedem Fall biologisch abbaubar. Ob auf diese Weise aber tatsächlich ein massenreifer Kunststoff hergestellt werden kann, bleibt jedoch fraglich.
Vielversprechende Plastik Alternativen aus der Forschung?
Wie du siehst, gibt es viele gute Ansätze, die Hoffnung auf die EINE ideale Alternative für Plastik machen. Ausgereift ist sie allerdings noch nicht, weshalb noch etwas Geduld mit der Forschung gefragt ist.
Grundsätzlich besteht bei den Biokunststoffen auch immer die Gefahr, dass Menschen etwas in der Umwelt entsorgen, weil sie glauben, es würde sich zersetzen. Auch hier ist also Vorsicht geboten, bis man ein Material bis zum Himmel lobt.
Bis das Ersatz-Material gefunden wurde, bleibt uns nur, möglichst plastikfrei zu leben und den Müll so gut es geht zu vermeiden.
Hast du eigene Erfahrungen mit Plastik Alternativen gemacht oder Fragen und Anregungen zum Artikel? Dann hinterlasse mir gern einen Kommentar.
Bleib sauber,
PS: Wenn du mehr über den müllvermeidenden Zero Waste Lebensstil erfahren möchtest, dann kann ich dir meinen Online Kurs 30 Days To Zero Waste ans Herz legen.
Quellenangaben:
₁ https://www.businessinsider.de/studie-zeigt-produktion-von-plastik-hat-dramatisch-zugenommen-2017-7
₂ https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/muellkippe-meer/muellkippemeer.html
₃ https://www.umweltbundesamt.de/themen/tueten-aus-bioplastik-sind-keine-alternative
₄ https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2015/01/06/bio-material-der-zukunft-pilze-als-baustoff-ersetzen-plastik
₅ https://gizmodo.com/amazonian-mushroom-eats-indestructible-plastics-5880768
₆ https://reset.org/blog/die-milch-machts-essbare-verpackungen-aus-milchproteinen-koennten-plastik-ersetzen-04112018
₇ http://www.greenworld365.com/de/what-are-corn-starch-biocompostables-aka-pla-plastics
₈ https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0960852418313610?via%3Dihub
Hi! Jetzt stellt sich nur mehr die Frage: Wo kann ich links zu den Herstellern finden?
THX
Moin Alex! Vieles sind (internationale) Forschungsprojekte und keine direkten Hersteller. Da solche Projekte oft wieder fallen gelassen werden, habe ich hier nichts verlinkt. Du kommst erst einmal nicht drum herum, selbst zu recherchieren. Aber über eine nachhaltige Suchmaschine solltest du da schnell Ansprechpartner finden 🙂
Beste Grüße
Christoph
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